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Ankündigung: Möglichkeitsräume: Konzepte zur Aufbereitung und Visualisierung unscharfer raumzeitlicher Bewegungsdaten


ANKÜNDIGUNG: Gollenstede, A., Fuest, S., Herbers, M., Kaiser, R. M., Tadge, J.: Möglichkeitsräume: Konzepte zur Aufbereitung und Visualisierung unscharfer raumzeitlicher Bewegungsdaten. DKK und INTERGEO 2025, Frankfurt, Deutschland, 07.-09. Oktober 2025.


Im Forschungsverbund DiViAS (Digitalisierung, Visualisierung und Analyse von Sammlungsgut) werden historische Quellen analysiert, aus denen unter anderem Schiffsrouten rekonstruiert werden. Im Rahmen der Aufbereitung werden vor allem Logbücher transkribiert und anschließend Ortsnamen, Koordinaten, Datum und Uhrzeit von Ereignissen, Personen und Objekte mithilfe von Named Entity Recognition extrahiert. Eine Herausforderung für die Verarbeitung und die Visualisierung stellen die oft vagen raumzeitlichen Angaben in den Quellen dar. Zur kartographischen Darstellung der raumzeitlichen Unschärfe wird das Konzept der Möglichkeitsräume eingeführt. Ein Möglichkeitsraum umfasst den gesamten Raum, in dem ein Ereignis stattgefunden haben könnte. Dieser kann sich auf einen geografischen Raum, aber auch auf einen Zeitraum beziehen. Zur visuellen Unterscheidung der verschiedenen Arten und Intensitäten raumzeitlicher Unschärfe werden unter Nutzung visueller Variablen Darstellungsvarianten erstellt. Die im Projekt entstehenden Visualisierungen sollen evaluiert und perspektivisch über Webkarten zugänglich gemacht werden.


Possibility spaces: Concepts for the processing and visualisation of vage spatiotemporal movement data

In the research network DiViAS (Digitisation, Visualisation and Analysis of Collection Items), historical sources are analysed, from which, among other things, ship routes are reconstructed. Within the scope of the processing, mainly logbooks are transcribed and subsequently place names, coordinates, dates and times of events, persons, and objects are extracted using Named Entity Recognition. A challenge for the processing and visualisation is the often vague spatiotemporal information in the sources. For the cartographic representation of spatiotemporal uncertainty, the concept of possibility spaces is introduced. A possibility space covers the entire area in which an event could have taken place. This can refer to a geographical space as well as to a period of time. To visually distinguish between the different types and intensities of spatiotemporal uncertainty, various display options are created using visual variables. The visualisations created in the project are to be evaluated and, in perspective, made accessible via web maps.

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Vortrag/Presentation

Vortrag: Visualisierung von historischen Schiffsrouten mit unscharfer Datengrundlage


Fuest, S., Gollenstede, A., Herbers, M., Kaiser, R. M., Tadge, J.: Visualisierung von historischen Schiffsrouten mit unscharfer Datengrundlage. FOSSGIS 2025, Universität Münster, Deutschland, 26.-29. März 2025.


Im Forschungsverbund DiViAS werden Quellen wie Logbücher und Journale aus dem 18./19. Jh. ausgewertet und analysiert. Im Fokus dieses Vortrags stehen dabei verschiedene Möglichkeiten der Visualisierung von Schiffsrouten mit unscharfer Datengrundlage, welche mit QGIS und Mapbox erstellt werden. Grundlage für die kartographische Darstellung ist eine KI-gestützte Extraktion von unscharfen Orts- und Zeitangaben aus diesen Quellen und deren Modellierung in einer PostgreSQL-Datenbank.


Im Forschungsverbund DiViAS werden bislang kaum verknüpfte wissenschaftliche Methoden und Praktiken in der Digitalisierung, Forschung und Repräsentation von Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten und deren Bewegungen in einem zukunftsweisenden transdisziplinären Forschungsprofil systematisch zusammengeführt. Den Ausgangspunkt bilden die großen Sammlungen und archivalischen Überlieferungen des Landesmuseums Natur und Mensch Oldenburg und des Akademie-Projekts Prize Papers, deren Entstehungskontexte eng mit europäischer Expansion und Kolonialismus verbunden sind. Bei den zu visualisierenden Schiffsrouten handelt es sich zum einen um deutsche Strafexpeditionen in der Bismarcksee im heutigen Papua-Neuguinea aus dem 19. Jahrhundert und zum anderen um Handels- und Kaperfahrten europäischer Seemächte aus dem 18. Jahrhundert. Die aufgezeichneten Logbücher, Berichte und Journale werden transkribiert und mithilfe von Sprachmodellen und Verfahren des Natural Language Processing, wie der Named Entity Recognition, nach Orts- und Zeitangaben durchsucht. Zusätzlich werden räumliche und zeitliche Präpositionen wie „nach“ oder „bei“ extrahiert.

Reise des Kanonenboots SMS Albatros im Jahre 1886 im Zusammenhang mit kolonialen Sammelaktivitäten in der Bismarcksee. Quelle: Staatsbibliothek zu Berlin – Kartenabteilung.

Eine große Herausforderung stellt die inhärente Unschärfe dar, die sich sowohl auf Geometrien (z. B. Schiffsrouten, Orte) als auch auf Zeitangaben bezieht. Ursächlich für die Unschärfe können beispielsweise Messfehler bei der Positionsbestimmung, ungenaue Angaben oder Datenlücken sein. Die Unschärfe in Standortbeschreibungen kann, abhängig von der textlichen Beschreibung, vielfältige Ausprägungen annehmen. Daher werden zunächst sogenannte Möglichkeitsräume definiert, die die gesamte räumliche Ausdehnung der entsprechend einer Ortsbeschreibung möglichen Standorte umfassen. Zur visuellen Kommunikation von Unschärfe werden anschließend mittels QGIS Ansätze der kartographischen Symbolisierung unter Nutzung visueller Variablen (z. B. Blurring, Transparenz) herangezogen, aber auch Möglichkeiten dynamischer Effekte wie Animationen exploriert.

Um den unterschiedlichen Ansprüchen verschiedener Nutzergruppen bei der Erkundung der visualisierten Informationen gerecht zu werden, werden unterschiedliche kartographische Aufbereitungen der Inhalte auf OSM-Basis aber auch unter Verwendung einer frei zugänglichen historischen Kartenbasis genutzt. So ergeben sich z. B. durch die Anwendung narrativer Techniken beim kartenbasierten Storymapping mit Mapbox unter Nutzung der Schnittstellen zum raumzeitlichen Datenmanagement mit PostgreSQL/PostGIS neue Möglichkeiten der Vermittlung von historischen Zusammenhängen. Im Rahmen des Vortrags werden verschiedene Arten der kartographischen Repräsentation von raumzeitlicher Unschärfe gezeigt und deren Anwendbarkeit in verschiedenen Nutzungskontexten diskutiert.


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